Der wunde Punkt
Kabarett von und mit Erwin Pelzig
In seinem ungebrochenen Wunsch, die Kompliziertheit der Welt zu verstehen, macht sich der Kabarettist Frank-Markus Barwasser in seiner Rolle als Erwin Pelzig auf eine Reise durch die Welt der menschlichen Kränkungen. Damit schickt er sein Alter Ego in ziemlich große Fußstapfen. Schon Sigmund Freud beschäftigte sich mit den großen Kränkungen der Menschheit – von Darwins Erkenntnis, keine Krone der Schöpfung zu sein bis hin zu Freud selbst, der uns als ziemlich armselige Wichte demaskiert haben will.
Ein Mangel an Kränkungen herrscht wahrlich nicht: Klimakatastrophe, Corona und Krieg stellen unsere Lebensweise in Frage, atomisieren bislang sicher geglaubte Gewissheiten und entlarven in atemberaubender Geschwindigkeit alle hausgemachten Widersprüche – was für eine Kränkung.
Aber wahrlich nicht die Einzige: Die Geschichte des weiblichen Geschlechts? Eine Kränkungsgeschichte. Gekränkte Männlichkeit als Motiv für Gewalt und Hass. Und könnte sich Künstliche Intelligenz als große Kränkung der Zukunft herausstellen, indem sie den stolzen Homo Sapiens irgendwann als relativen Idioten zurücklässt? Das wäre in der Tat mehr als nur eine Beleidigung und somit sehr tragisch. Denn diese Erkenntnis steht für Pelzig fest: “Gekränkt werden die Seelen. Beleidigt werden Leberwürste. Und gekränkte Seelen sind tickende Zeitbomben”.